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"Mythos und Wirklichkeit: Wirtschaftsmacht DDR?“ - Ein Podiumsgespräch im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig

12.10.2016 19:00:00

Teilnehmer des Gesprächs waren Dr. Jens Knobloch, ehemaliger Chefkonstrukteur am Forschungszentrum Mikroelektronik Dresden und Prof. Dr. André Steiner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeithistorische Forschung Potsdam.

Die Veranstaltung lief im Begleitprogramm zur Wechselaustellung "Deutsche Mythen seit 1945" im Zeitgeschichtlichen Forum, die mit zahlreichen Exponaten ausgewählte deutsche mythische Erzählungen veranschaulicht und dabei nach ihrer Entstehung und Verbreitung fragt.

Im Zuge dieser Hinterfragung von Mythen stand auch die Podiumsdiskussion, die sich mit dem Thema der Wirtschaftsmacht der DDR, insbesondere auf dem Gebiet der Mikroelektronik, beschäftigte.
An den Anfang der Diskussion stellte Prof.Dr. Steiner den Mythos vom Staatsbankrott der DDR und den Mythos vom Dazugehören der DDR zu den 10 wichtigsten Industrienationen der Welt. Beides zurecht Mythen, die jedoch ungeachtet dessen immer weiter kolportiert wurden und sich bis zum heutigen Tage gehalten haben.

Dr. Jens Knobloch lenkte angesichts der Frage nach der Fortschrittlichkeit oder Rückständigkeit der DDR-Wirtschaft den Blick auf den Bereich der Mikroelektronik. Diese begann sich 1961 in Dresden zu entwickeln, wurde im Zuge Erich Honeckers Wirtschafts- und Sozialpolitik zurückgeführt, um dann in den 80er-Jahren wieder an Bedeutung zu gewinnen. Im Gegensatz zu westlichen Firmen, so Dr. Jens Knobloch, ging es der Mikroelektronik in der DDR nicht um einen großen Gewinn, sondern vielmehr darum, den Bedarf zu decken.

Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Mirkoelektronik war auch der Kalte Krieg und die Embargopolitik, die je nach politischer Lage laxer oder schärfer gehandhabt wurde. Aufgrund dieser Embargopolitik musste die DDR mehr investieren und legal und illegal importieren. Für die DDR-Forschung war die Mikroelektronik von elementarer Bedeutung, dennoch musste sie angesichts Honeckers Politik in den Hintergrund treten. Laut Prof. Dr. Steiner war dies spätestens ab 1977 ein Rückstand, der nicht mehr aufgeholt werden konnte.

All diese und weitere Fragen zur Wirtschaftspolitik der DDR, zum Beispiel zur Staatlichen Plankommisson, dem Schürer-Bericht oder der Rolle Jürgen Kuczynskis, wurden dann in der anschließenden Diskussion mit dem Publikum aufgegriffen, vertieft und erörtert.

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