Eisenhüttenstadt – Blick auf das Eisenhüttenkombinat Ost (EKO)

Kombinatsdirektoren

Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe zum Buch »Die Kombinatsdirektoren: Jetzt Reden Wir Weiter!« im Café Sibylle zum Thema Energie

01.02.2017 10:00:00

Am 30. Januar 2017 fand im legendären Café Sibylle in der Karl-Marx-Allee der Auftakt zu unserer neuen Veranstaltungsreihe statt: Unter dem Titel »Was aus der DDR-Wirtschaft zu lernen ist« werden in den nächsten Monaten Wirtschaftslenker aus der DDR mit Politikern und Fachleuten zu den Themen aus unserem Buch »Die Kombinatsdirektoren: Jetzt Reden Wir Weiter!« diskutieren.

Den Auftakt machte die Energiepolitik. Nachdem Katrin Rohnstock, die Herausgeberin des Buches und Initiatorin der neuen Veranstaltungsreihe, die Podiumsgäste und das Publikum begrüßt und einen Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen gegeben hatte, nahm der spannende Abend seinen Lauf. Anmoderiert von Jutta Matuschek, der ehemaligen wirtschaftspolitischen Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, skizzierte jeder der fünf Podiumsgäste seine Hauptthesen. Sehr schnell wurde dabei klar, dass sich geballte Lebens- und »Energie«-Erfahrung im Raum befand. 

Manfred Dahms eröffnete die Reihe. Der ehemalige Generaldirektor des Kombinates Kraftwerksanlagenbau Berlin stellte das KKAB als Monopolist im Geflecht innerer und äußerer Abhängigkeiten vor. Er verwies besonders auf die fast totale Abhängigkeit von der Braunkohle als Energieträger und darauf, dass ein direkter Vergleich zwischen der DDR und der BRD immer zu kurz greifen muss, wenn er ohne eine Bezugssetzung auf der einen Seite zur Sowjetunion und zum RGW und auf der anderen Seite zum Marshallplan und den dahinterstehenden Potenzialen und Strukturen erfolgt.

Im Anschluss blickte Klaus Dieter Giese, ehemaliger Generaldirektor des Kombinates Gasanlagenbau Mittenwalde, auf den Energiemarkt, der stetig wächst und – seiner Voraussage nach – im Jahr 2030 rund ein Drittel mehr Energie benötigen wird. Dies setze die Nutzung von allen konventionellen und regenerativen Energieträgern voraus. Energie müsse aber auch sicher verfügbar und bezahlbar bleiben. Der nationale Energiemix wird, so Klaus Dieter Giese, einen wachsenden Anteil an erneuerbarer und verteilter Energieumwandlung haben. Dennoch sieht er im Zuwachs regenerativer Energien nicht den »Heilsbringer«.

Dr. Boris Kudevita, ehemaliger Leiter der Staatlichen Energieinspektion, konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf Funktion,  Arbeitsweise und Befugnisse der Staatlichen Energieinspektion, die durch ihre Kontrolltätigkeit Rückschlüsse auf den jeweiligen Stand der Verwirklichung der Energiepolitik der DDR zog.

Anschließend schlug Prof. Dr. Wilhelm Riesner den Bogen zur heutigen Energiepolitik. Der ehemalige Vorsitzende der Wissenschaftlichen Sektion Energieanwendung in der Kammer der Technik und Vizepräsident des Nationalkomitees der DDR im Weltenergierat fragte, welche Maßnahmen der DDR zur rationellen Energieanwendung heute zur Beschleunigung der Primärenergieeinsparung beitragen können. Er stellte einige Maßnahmen bzw. Regelungen vor und zur Diskussion: So sollten Universitäten, Hoch- und Fachschulen ein »energiewirtschaftliches Minimum« für alle naturwissenschaftlichen, ingenieurtechnischen und ökonomischen Studienrichtungen vermitteln und die energiewirtschaftliche Weiterbildung auf Basis eines zentral erarbeiteten Lehrmaterials erfolgen. Zur Messung des Fortschritts der Energieeffizienz sollten außerdem Kennziffern anhand des Energieverbrauches der Industriebetriebe entwickelt und Versorgungsstufen für den Stromverbrauch eingerichtet werden.

Den Abschluss machte der Politiker Dr. Michael Efler, der für die Fraktion DIE LINKE im Abgeordnetenhaus von Berlin sitzt und als Sprecher für Energie- und Klimapolitik fungiert. Er kritisierte den Stillstand in der Energiepolitik unter der CDU-SPD-Regierung und die Jahre der Privatisierungen in der Energiewirtschaft. Der öffentliche Einfluss in der Energie sollte gestärkt, die Energieversorgung ökologischer und Energie ein Grundrecht werden. Mit Verweis auf seine Podiumsnachbarn räumte Dr. Efler ein, dass man durchaus von der früheren Energiepolitik lernen könnte.

Die sehr lebhafte und mitunter hitzige Debatte im zweiten Teil der Veranstaltung zeigte,  wie aktuell die Probleme der Energieerzeugung und  -versorgung sind – und wie kontrovers um eine Lösung dieser gerungen wird. Insbesondere zu den Themen Kernenergienutzung und Gewährleistung der Versorgungssicherheit gingen die Meinungen zwischen den Diskutanten aus dem Publikum und auf dem Podium auseinander. Deutlich wurde, dass die Veranstaltung regelrecht nach einer Fortsetzung ruft.

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Die geballte Energie-Kompetenz auf dem Podium.

Die geballte Energie-Kompetenz auf dem Podium.

Dr. Kudevita spricht über die Staatliche Energieinspektion.

Dr. Kudevita spricht über die Staatliche Energieinspektion.

Das Publikum diskutierte angeregt mit.

Das Publikum diskutierte angeregt mit.