„Der Industrieanlagenbau in der DDR und für die DDR“ Bericht von der Veranstaltung am 11. Oktober 2017 im Café Sibylle
17.10.2017 14:00:00
Im Café Sibylle fand am 11.10.2017 unsere letzte Podiumsdiskussion im Rahmen der Reihe „Jetzt reden wir weiter!“ zum gleichnamigen Buch statt. Eckhard Netzmann, ehemals u.a. stellvertretender Generaldirektor im VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau, sprach zum Industrieanlagenbau in der DDR und zeigte dabei, welche Spuren dieser in der Welt hinterlassen hat (nachzulesen auch im Bericht Rückblick auf die DDR-Ökonomie von Uwe Trostel, der am 16.Oktober 2017 in der Ausgabe Nr. 240 der Jungen Welt erschien).
In seinem Vortrag durchschritt Eckhard Netzmann die Geschichte der DDR mit Blick auf den Anlagenbau – untermauert durch Daten und Fakten und spannend erzählt mit Anekdoten aus seinem beruflichen Alltag. Beginnend bei den Herausforderungen zu Zeiten der jungen DDR im Zeichen von Kriegszerstörung und enormen Reparationszahlungen an die SU, nahm der Industrieanlagenbau in den Jahren bis 1990 eine erfolgreiche Entwicklung. Beeindruckend schilderte Netzmann, wie einzelne Anlagen oder gar ganze Zementwerke nach Äthiopien, Algerien, Syrien oder in die SU exportiert und dort aufgebaut wurden. Mit ihren Industrieanlagen, so stimmten die Gäste im Publikum Eckhard Netzmann zu, hatten sich die kleine DDR und ihre Kombinate in der Welt einen Namen gemacht. Selbst lange nach ihrem Ende – Netzmann berichtete von einem Besuch in Kasachstan, den er vor vier Jahren als Teilnehmer einer Delegation, der auch der Industrieminister des Saarlands angehörte, unternahm – ist den Menschen in Osteuropa der Name SKET ein Begriff, während sie zum Beispiel vom Saarland noch nie etwas gehört haben.
Zu Beginn der Veranstaltung zog Katrin Rohnstock, Herausgeberin des Buchs und Initiatorin der Reihe, ein Resümee zu den insgesamt neun Veranstaltungen, die seit Januar diesen Jahres im Café Sibylle stattgefunden haben. Energiewirtschaft und Preispolitik, volkswirtschaftliche Verantwortung, Gesundheit und gesunde Ernährung sowie die Mikroelektronik wurden dabei thematisiert. Jede der Veranstaltungen mündete in offenen Diskussionen, an denen sich das interessierte Publikum rege beteiligte. Deutlich wurde dabei stets, wie hoch der Redebedarf der Menschen über ihre eigene Geschichte und ihre Erinnerungen ist.Leider müssen wir die erfolgreiche Reihe nun beenden. Trotz intensiver Bemühungen konnten wir keine stabile Finanzierung dafür akquirieren. Weder Politik noch Stiftungen oder potenzielle Sponsoren, denen wir in den letzten Monaten das Projekt und seine Ziele vorstellten, wollen uns unterstützen. Erzähl- und Diskussionsstoff ist jedoch noch reichlich vorhanden!
Eckhard Netzmann, 1978–1979 Generaldirektor VEB Schwermaschinenbaukombinat SKET
Eckhard Netzmann spricht über den Industrieanlagenbau in der DDR und für die DDR
Das Publikum beteiligte sich rege an der Diskussion
