Rezension von "Mein letzter Arbeitstag"
Isolde Dietrich
28.10.2014 11:18:47
Ich habe beides ausprobiert – kein Vergleich
„Ich habe beides ausprobiert – kein Vergleich.“ So sang einst Bill Ramsey. Und so könnte heute die Hymne der Ostdeutschen lauten. Zumindest ist das die Quintessenz eines neuen Buches aus dem Hause Rohnstock-Biografien. Der Band enthält 30 Berichte von Ostdeutschen, die ihren unfreiwilligen Abschied vom gewohnten Berufsalltag schildern. Sieben Frauen und 23 Männer, geboren zwischen 1929 und 1971, geben Auskunft über ihr Arbeitsleben in der DDR und dessen abruptes Ende. Das wäre nichts Besonderes, würde die Rückbesinnung nicht ein Vierteljahrhundert nach diesem damals als radikal und bedrohlich empfundenen Bruch in der eigenen Biografie stattfinden. Inzwischen haben alle Beteiligten neue Erfahrungen gesammelt, können Verlust und Gewinn jener lange zurückliegenden Lebenswende abwägen. Die Bilanz fällt höchst unterschiedlich aus. Die Schilderungen sprechen für sich, bedürfen nicht der Interpretation. Hier kommen selbstbewusste Menschen zu Wort, die ihre Gewissheiten in sich tragen, denen keiner ein X für ein U vormachen kann, ganz gleich, wie ihr Lebensweg von außen oder von oben gedeutet wird. Es ist dem Team um Katrin Rohnstock hoch anzurechnen, dass es quasi Namenlosen eine Stimme gibt, deren Äußerungen ebenso unkommentiert lässt und mit der gleichen Sorgfalt behandelt wie die von gut zahlenden Kunden des Unternehmens. Der Mut der Herausgeberin, die damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken zu tragen, verdient Respekt. Allein dies würde schon die Empfehlung rechtfertigen: Unbedingt kaufen!
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Dies ist nur ein Ausschnitt der gesamten Rezension.
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