Ein Generaldirektoren Erzählsalon

Salons

Erzählsalon vom 18.06.2015 mit 25 Jahre Währungsunion
Lesung und Debatte zu dem Thema: Als der Kollaps der DDR-Wirtschaft zum kollektiven Trauma der Ostdeutschen wurde

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zur heutigen Veranstaltung anlässlich von 25 Jahren Währungsunion. Seit über zwei Jahren laden wir regelmäßig frühere DDR-Wirtschaftslenker und Wirtschaftswissenschaftler ein, damit sie von ihren Erinnerungen und Erfahrungen als Insider zweier Wirtschaftssysteme berichten. Die dabei zusammengetragenen Informationen und Erkenntnisse wollen wir für kommende Generationen bewahren, indem wir sie aufbereiten und publizieren. 

Das Podium ist heute reich besetzt. Die meisten Referenten dürften schon von unseren anderen Veranstaltungen her bekannt sein, trotzdem möchte ich sie alle noch einmal kurz vorstellen.

Wir begrüßen Prof. Dr. Christa Luft, Wirtschaftsministerin und Vizepremier in der Modrow-Regierung in den Jahren 1989 und 1990. Ebenfalls heute nicht zum ersten Mal dabei ist Dr. Manfred Domagk, damaliger Staatssekretär im Amt für Preise beim Ministerrat der DDR. Als nächsten Podiumsgast begrüßen wir Prof. Dr. Dr. Karl Döring, Generaldirektor des VEB Bandstahlkombinates "Hermann Matern" in Eisenhüttenstadt. Es folgt ein weiteres altbekanntes Mitglied unserer Generaldirektoren-Salons: Herbert Roloff, Generaldirektor im Außenhandelsbetrieb Industrieanlagen-Import in Berlin und mit seiner Geschichte in unserem Buch "Mein letzter Arbeitstag" vertreten. Gleichermaßen in unserem Buch verewigt ist Heiko Schulz. Er war Kellner in Palast der Republik. Der letzte Gast ist Prof. Dr. Jörg Roesler, der uns in vielen vergangenen Generaldirektoren-Salons mit wirtschaftshistorischem Sachverstand tatkräftig zur Seite stand. Nun kommen wir aber zur Thematik.

Neben Wirtschafts- und Sozialunion war die Währungsunion eine der großen Reformmaßnahmen. Ihr Ziel bestand darin, westdeutsche Standards auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zu implementieren, also einheitliche Systeme im sich wiedervereinigenden Deutschland zu schaffen. Die Einführung der D-Mark am 1. Juli 1990 erregte darunter wahrscheinlich die größte Aufmerksamkeit. Das Verlangen nach der Deutschen Mark, die in der westlichen Welt geradezu bildlich für Aufschwung und Wirtschaftswunder stand, war groß - so groß, dass der Ausruf "Kommt die D-Mark, bleiben wir; kommt sie nicht, gehen wir zu ihr" zum Signum der damaligen Demonstrationen, aber auch der Gemüter vieler Bürger der ehemaligen DDR wurde. Die D-Mark wurde zum Symbol für Freiheit, Wohlstand und Aufschwung. "Blühende Landschaften" schienen zum Greifen nah.

Eine neue Masse und Vielfalt an Konsumgütern erschlug geradezu all jene, die sie nicht gewohnt waren. Die Menschen zelebrierten die dazugewonnenen Freiheiten ausgiebig. Doch unter all dem Jubel und dem Bewusstsein, als Gewinner aus der Situation hervorzugehen, bedachte kaum jemand die Folgen der Wirtschafts-, Sozial- und Währungsunion. All die sozialen Sicherheiten, die von den DDR-Bürgern als selbstverständlich erachtet wurden, gab es nun nicht mehr. Aber wie viel Freiheit gaben diese Sicherheiten überhaupt? Diese Frage rückte zunehmend in das Bewusstsein vieler. 

Bewähren mussten sich die Menschen nämlich von nun an in einem anderen - einem fremden - System. Den einen gelang das besser, den anderen schlechter. Aber allen ist gemeinsam, dass sie den Schock der plötzlichen Reformation ihrer Umwelt - und ein Stück weit auch ihres eigenen Lebens - zu verkraften hatten.

Nun ist es an den Podiumsgästen, ihre spannenden Sichtweisen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und - nicht zu vergessen - ihre ganz persönlichen Erfahrungen, mit uns zu teilen.

- Katrin Rohnstock -

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Die Erzählungen der Podiumsgäste über ihre Erfahrungen sorgen für eine emotionale Veranstaltung.

Die Erzählungen der Podiumsgäste über ihre Erfahrungen sorgen für eine emotionale Veranstaltung.

Viele Gäste haben eigene Erinnerungen an die Währungsunion und lauschen gespannt der Expertendiskussion.

Viele Gäste haben eigene Erinnerungen an die Währungsunion und lauschen gespannt der Expertendiskussion.