Erzählsalon vom 26.04.2018 mit Bernd Sauer
"Spielzeugland DDR" - VEB Kombinat Spielwaren Sonneberg
Sehr geehrte Damen und Herren,
willkommen zum heutigen Erzählsalon, der sich zum einen an die Veranstaltungsreihe „Kombinatsdirektoren erzählen“ angliedert und zum anderen eine Art Premiere für eine neue Veranstaltungsreihe darstellt, die sich gerade in der Hochphase der Vorbereitung befindet. Mit dem Projekt „Kombinatsdirektoren erzählen“ werfen wir einen Blick auf die Strukturen und Entwicklungen der DDR-Wirtschaft, indem wir damalige Wirtschaftslenker einladen, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Wir sammeln diese Berichte und bereiten sie auf, um das darin enthaltene Wissen anschließend in gut verständlicher Form der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und für kommende Wirtschafter zu bewahren.
Bei dem neuen Projekt „Wirtschaft erzählt“, das durch die Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wird, werden wir die verschiedenen Eigentumsformen an Produktionsmitteln vergleichen, indem wir Vertreter, die Erfahrungen mit den unterschiedlichen Eigentumsformen haben, auf das Podium bitten. Außerdem werden wir Wissenschaftler, die sich mit dem Eigentum an Produktionsmitteln befassen, einladen, obwohl wir feststellen mussten, dass erstaunlich wenige zu dieser Problematik forschen. Wir werden auf die Verstaatlichung der privaten Betriebe zu DDR-Zeiten eingehen, uns mit der (Re-)Privatisierung nach der Wende beschäftigen und uns mit den Herausforderungen, die beide Vorgänge mit sich brachten, auseinandersetzen. Zehn Veranstaltungen widmen wir dieser Thematik, fünf davon zu branchenübergreifenden Aspekten und fünf zu ausgewählten Wirtschaftszweigen. Die Auftaktveranstaltung wird im Mai 2018 in Sonneberg stattfinden, unter dem gleichen Titel wie die heutige Veranstaltung: „Spielzeugland DDR“.
An dieser Stelle schließt sich der Kreis, denn unser heutiger Gast ist aus Sonneberg angereist und ist ausgewiesener Experte für die DDR-Spielzeugindustrie.
Bernd Sauer wurde 1946 in Steinach in Thüringen als Sohn eines Mechanikermeisters geboren und besuchte dort die Polytechnische Oberschule. Er absolvierte seine Berufsausbildung zum Betriebsschlosser im VEB NEMA Netschkau/Vogtland und studierte anschließend an der Technischen Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt in der Sektion Verarbeitungstechnik, Fachrichtung Plast- und Elastverarbeitung.
Von 1971 bis 1976 erfolgte seine erste berufliche Tätigkeit im VEB Kombinat Plasta Werke Sonneberg in der Abteilung Verfahrensentwicklung des Direktionsbereichs Forschung und Entwicklung. Nebenberuflich war er als Dozent an der Außenstelle der Ingenieurschule für Plastverarbeitung Fürstenwalde beschäftigt. Außerdem leitete er Jugendkollektive im Rahmen der Messe der Meister von Morgen (MMM) und nahm dreimal an der zentralen MMM in Leipzig teil.
1977 wechselte er zum VEB Plaho Spielwaren Steinach und wurde dort als Haupttechnologe eingesetzt. Ein Jahr später wurde er zum Direktor für Technik berufen und 1980 erfolgte seine Berufung zum Betriebsdirektor. 1985 berief man ihn zum Betriebsdirektor des VEB Piko Sonneberg mit Parteiauftrag. Anfang 1989 wurde er erneut mit einem Parteiauftrag berufen, nämlich zum Direktor für Forschung und Entwicklung und zum Stellvertreter des Generaldirektors im VEB Kombinat Spielwaren Sonneberg. Ab 1988 gehörte er zum Nachwuchskader des Ministers für Bezirksgeleitete Industrie und Lebensmittelindustrie.
Mit einer Unterschriftensammlung der DSU in der Belegschaft des VEB Plaho Spielwaren Steinach war Bernd Sauer ab 21. Mai 1989 erneut Direktor des Betriebes. Nach der Umwandlung von Plaho in eine Kapitalgesellschaft innerhalb der Holding Idola Spielwaren GmbH Sonneberg wurde er der Hauptgeschäftsführer. Ab Juli 1993 war er Geschäftsführer und Minderheitsgesellschafter der privatisierten Firma Plaho Spielwaren GmbH. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Hauptgesellschafter verließ er 2001 die Firma und gründete seine eigene, die A&O Spielwaren und Kinderspielplatzgeräte Steinach.
Er führte die aufgebauten Kooperationsbeziehungen mit tschechischen und polnischen Firmen zum Import von Holzspielwaren, Kinderspielplatzgeräten und schließlich auch Faschingskostümen weiter. Außerdem arbeitet er mit zwei Behindertenwerkstätten in Schleusingen und Altenburg zur Herstellung von Holzspielwaren zusammen. 2009 importierte er erstmals Holzspielwaren aus China, stellte es jedoch vier Jahre später wieder ein auf Grund zu hoher Risiken bezüglich der Erzeugnisqualität.
- Katrin Rohnstock -