Erzählsalon vom 19.10.2017 mit Dr. Wolfgang Kühn und Prof. Gerhard Heske
Statistik - gestern und heute
Sehr geehrte Gäste,
herzlich willkommen zum heutigen Erzählsalon. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kombinatsdirektoren erzählen“ statt, in deren Verlauf regelmäßig ehemalige DDR-Wirtschaftsfunktionäre und Wirtschaftswissenschaftler eingeladen werden. Gemeinsam ergründen wir durch die Erzählungen der Gäste, wie die DDR-Wirtschaft funktionierte und setzen uns mit ihren Vor- und Nachteilen auseinander. Die dabei zu Tage tretenden Erkenntnisse bereiten wir in verständlicher Form auf und machen sie der Öffentlichkeit zugänglich.
Heute haben wir die Gelegenheit, uns über die Statistik in der DDR auszutauschen, ein Thema, mit dem viele der anwesenden Gäste sicherlich schon in Berührung gekommen sind. Die DDR-Statistik gilt allerdings als besonders brisant und wurde nach der Wende durch Manipulationsvorwürfe stark in Misskredit gebracht. Inwiefern solche Anschuldigungen berechtigt oder unberechtigt sind, wollen wir in dieser Runde diskutieren. Daher freuen wir uns natürlich sehr, heute zwei ausgewiesene Experten der Statistik bei uns begrüßen zu dürfen.
Einer dieser Experten ist Dr. Wolfgang Kühn. Er wurde 1934 in Berlin geboren und machte 1952 sein Abitur. Vier Jahre später beendete er sein Studium an der Hochschule für Ökonomie (HfÖ) in der Fachrichtung Statistik. Anschließend war er viele Jahre in der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, dem späteren Statistischen Amt der DDR, das nach der Wende als Gemeinsames Statistisches Amt der fünf neuen Bundesländer weitergeführt wurde, in verschiedenen Funktionen und als stellvertretender Präsident tätig. Seine Arbeit dort wurde nur kurzzeitig unterbrochen, als er in angrenzenden Bereichen im Zentralkomitee der SED beschäftigt war. Im Jahr 1984 legte er seine außerordentliche Dissertation unter dem Titel „Die Messung der Arbeitsproduktivität in der Industrie der DDR“ ab. Auch die Arbeitsproduktivität in der DDR ist bis heute ein umstrittenes Thema. Ab 1992 betätigt er sich als freier Mitarbeiter in verschiedenen Institutionen, als Berater, freischaffender Journalist und ist auch ehrenamtlich in der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik unterwegs. Außerdem veröffentlichte er bereits allerhand Publikationen, zumeist gemeinsam mit Klaus Blessing.
Unser zweiter Gast ist Prof. Gerhard Heske, der ebenfalls 1934 in Berlin geboren wurde. 1953 machte er sein Abitur und studierte in der Fachrichtung Statistik an der HfÖ. Auch er war Mitarbeiter der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, dem statistischen Amt der DDR. Ab dem 3. Oktober 1990 bis 1999 arbeitete er beim Statistischen Bundesamt in der Zweigstelle Berlin-Alexanderplatz als Referats- und Gruppenleiter auf verschiedenen Fachgebieten. Er promovierte zweimal und war schon 1986 Oberprofessor. Bereits zu DDR-Zeiten veröffentlichte Prof. Heske eine Reihe an Publikationen zur Messung des Preisniveaus, zu internationalen Preisvergleichen, zur Messung des Produktionswachstums und zur Preisstatistik. Außerdem kann man ihn als einen der führenden Vertreter derjenigen Wissenschaftler und Statistiker, die sich nach der Wende mit dem Vergleich von BRD und DDR beschäftigten, bezeichnen.
- Uwe Trostel -