Ein Generaldirektoren Erzählsalon

Salons

Erzählsalon vom 02.03.2016 mit Franz Knieps, Winfried Noack und Dr. Heinrich Niemann
Vorstand BKK Dachverband e.V., ehemaliger Generaldirektor GERMED Dresden, Facharzt für Sozialmedizin & ehemaliger Stadtrat für Gesundheit

Sehr geehrte Damen und Herren,

willkommen zur heutigen Podiumsdiskussion. 

Ich möchte mit einem Zitat beginnen:

„Mit dem Wechsel von der Plan- zur Marktwirtschaft ging nicht wenig verloren, was bei genauerem Hinsehen auch im neuen System für Entwicklungsimpulse und Verbesserungen hätte sorgen können: ein Jammer.“ Das sagt Prof. Wolfgang Presber in der Biografie von Kurt Scheidler, die Rohnstock Biografien geschrieben hat. Kurt Scheidler war einer der Pioniere des DDR-Gesundheitswesens und nach dem Krieg der Begründer der ersten Poliklinik der DDR - in Berlin-Weissensee.

Unter dem Titel: »Gesundheit höchstes Gut oder Ware – Können sich aus dem Gesundheitssystem der DDR Impulse ergeben?« wollen wir heute der Gesundheitsordnungen der DDR und der Bundesrepublik widmen, am Beispiel der Betriebskrankenkassen, der Pharmaindustrie und der Polikliniken.

Seit 2004 ist es rechtlich möglich, medizinische Versorgungszentren – deren Vorläufer die Polikliniken bilden – zu gründen. An deren Arrangement war maßgeblich unser Gast Franz Knieps, beteiligt. Die strikte Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung, wie sie in der Bundesrepublik Tradition war, ist damit aufgehoben. Warum und wieso Sie sich für die medizinischen Versorgungszentren eingesetzt haben und welche Kritik Sie an den heutigen Strukturen des Gesundheitssystems haben, werden Sie uns gleich erzählen.

Doch zunächst möchte ich Sie kurz dem Publikum vorstellen: Franz Knieps ist Volljurist und 1956 in Ahrweiler, ein Ort in Rheinland-Pfalz, geboren. 1986/1987 war er als Referent für Grundsatzfragen in der Rechtsabteilung des AOK-Bundesverbandes tätig; anschließend im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und arbeitete dann in der Enquete-Kommission zur "Strukturreform der gesetzlichen Krankenversicherung" im Bundestag mit. 1989 kehrte er zum AOK-Bundesverband als Leiter des Stabsbereichs Politik zurück.

Nach der Volkskammerwahl in der DDR im März 1990 wurde Franz Knieps ins DDR-Ministerium für Arbeit und Soziales delegiert und zum Berater des Direktors der DDR-Sozialversicherung. Bis zum Beitritt der DDR beriet er die Ministerin Regine Hildebrandt.
2003 wurde Herr Knieps Leiter der Abteilung „Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung“ im Bundesministerium für Gesundheit und damit wichtiger Berater für die Ministerin Ulla Schmidt. Seit dem 1. Juli 2007 begleitet Herr Knieps das Amt des Vorstands beim BKK Dachverband e.V.

Mit der Aussage: „Die Liquidierung der Polikliniken ist der gesundheitspolitische Sündenfall der Vereinigung“, machte unser nächster Gast 1992 vor dem Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages von sich Reden. Wie es zu dieser Haltung kam, erfahren wir bestimmt später.

Herr Dr. Heinrich Niemann wurde am 12. Oktober 1944 in Reckwitz/Sachsen geboren. In Zittau hat er nach dem Abitur die Lehre als Motorenbauer bei "Robur" abgeschlossen. Darauf folgte ein Medizinstudium an der Charité Berlin und wurde Facharzt für Sozialmedizin. Schon damals beschäftigte er sich mit der Planung und Organisation von Strukturen des Gesundheitswesen. Als Facharzt war er bis 1990 für die DDR-Sektion der Ärzteorganisation gegen den Nuklearkrieg IPPNW tätig.

Nach der Wiedervereinigung, war er Bezirksstadtrat für die PDS/DIE LINKE.PDS in Hellersdorf. Zunächst als Stadtrat für Gesundheit, später als Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung. Als Stadtrat für Gesundheit sorgte er dafür, dass das Klinikum Hellersdorf (seit 2015 Vivantes Klinikum Klausdorf) als städtisches Krankenhaus erhalten blieb.
In Marzahn-Hellersdorf koordinierte er den Stadtumbau in Mahrzahn und Hellersdorf.

Und wir freuen uns sehr, dass wir heute Winfried Noack wieder einmal bei uns haben. Nachdem er uns – 07. November 2013 – seine Geschichte und die Geschichte seines Pharmakombinates GERMED erzählt hatte, kann ich nie mehr vergessen, wie grundsätzlich verschieden das Agieren der Pharmaindustrie ist – je nachdem, in wessen Händen sie ist - ob privat oder volkseigen.

Als ehemaliger Generaldirektor des Pharmazeutischen Kombinats GERMED Dresden ist er ein absoluter Insider in punkto Pharmaindustrie der DDR. Wie die Arzneimittelversorgung gesichert und wie in der DDR an die Arzeneimittelproduktion herangegangen wurde, kann er uns gleich aus erster Hand berichten.
Winfried Noack wurde 1937 in Meiersdorf, Kreis Schneeberg, geboren.
Er hat sich von der Pieke auf Schritt für Schritt nach oben gearbeitet: Nach Beendigung der Schule begann er eine Lehre als Chemiefacharbeiter im VEB Chemische Fabrik Grünau; danach erwirbt er im Abendstudium den Abschluss als Chemieingenieur. Es folgten Beschäftigungen als Schichtarbeiter, Laborant in der Gütekontrolle, als Laborleiter und schließlich als stellvertretender Produktionsleiter. Parallel absolvierte er ein Fernstudium an der Hochschule für Ökonomie, das er als Diplom-Ökonom abschließt.
Infolge seiner umfassenden praktischen Erfahrungen und seines Hochschulabschlusses wird er 1970 stellvertretender Generaldirektor und Direktor für Ökonomie der VVB Pharmazeutische Industrie.
Im Zuge der Kombinatsbildungen wird die VVB 1979 aufgelöst; die Betriebe der Arzeneimittelherstellung werden zum Kombinat GERMED Dresden (GERman MEDicaments) zusammengefasst, wofür Winfried Noack durch den Minister für Chemische Industrie zum Generaldirektor berufen wird. Unter seiner Leitung entwickelt sich das Kombinat zu dem führenden Arzeneimittelhersteller im RGW und unterhält eine rege Handelstätigkeit in westliche Länder.
1990 wirkt er an der Umwandlung des Kombinates in eine Aktiengesellschaft mit und wird zum Vorstandsmitglied berufen. Von 1991 bis 2009 ist er Mitbegründer und geschäftsführender Gesellschafter einer leistungsfähigen Arzneimittel-GmbH; 2009 geht Winfried Noack in seinen wohlverdienten Ruhestand.

Jetzt sind wir gespannt auf die verschiedenen Sichtweisen unserer Podiumsgäste.

Herr Knieps, Sie haben das Wort.

- Katrin Rohnstock -

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Auf der Couch nahmen Katrin Rohnstock (Moderation - links), Winfried Noack, Franz Knieps und Dr. Heinrich Niemann (rechts) Platz.

Auf der Couch nahmen Katrin Rohnstock (Moderation - links), Winfried Noack, Franz Knieps und Dr. Heinrich Niemann (rechts) Platz.

Dr. Heinrich Niemann spricht über die Polikliniken.

Dr. Heinrich Niemann spricht über die Polikliniken.

Franz Knieps berichtet über seine Erfahrungen, die er im Gesundheitssystem gemacht hat.

Franz Knieps berichtet über seine Erfahrungen, die er im Gesundheitssystem gemacht hat.

Winfried Noack (zweiter von links) erklärt den Anwesenden die DDR-Pharmaindustrie.

Winfried Noack (zweiter von links) erklärt den Anwesenden die DDR-Pharmaindustrie.

Das Publikum folgt aufmerksam den Äußerungen der Referenten.

Das Publikum folgt aufmerksam den Äußerungen der Referenten.