Ein Generaldirektoren Erzählsalon

Salons

Erzählsalon vom 22.03.2018 mit Franz Korsch
Das Kombinat Rundfunk- und Fernsehtechnik Staßfurt - Erfolgsgeschichte und Probleme

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zu unserem Generaldirektoren-Salon. Seit 2012 haben wir regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt, zu denen wir ehemalige DDR-Wirtschaftskapitäne einluden, damit sie von ihren Erfahrungen in der DDR-Wirtschaft erzählen. Damit wollen wir zu einem differenzierten Bild der zeithistorischen Betrachtung der DDR beitragen. Obwohl sich die Planwirtschaft nicht gegen die Marktwirtschaft behaupten konnte, können aus dem Wissen der Generaldirektoren Erkenntnisse gewonnen werden, die das Nachdenken über zukünftiges Wirtschaften positiv beeinflussen können, sei dies über Ressourcenmanagement oder die soziale Verantwortung von Betrieben. Wir haben schon seit einiger Zeit versucht, diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen, da die Rundfunk- und Fernsehtechnik der DDR eines unserer Sehnsuchtsthemen ist.

Der Gast, der uns diesen Erzählsalon nun ermöglicht, ist Franz Korsch. Er war langjähriger Betriebsdirektor und stellvertretender Generaldirektor im VEB Kombinat Rundfunk- und Fernsehtechnik Staßfurt. Geboren wurde er 1936 und gehört daher der Generation an, die die meisten Verantwortlichen in der DDR-Wirtschaft stellte. Er kam in Zinten auf die Welt und musste, wie viele aus Ostpreußen, fliehen, gelangte nach Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern und machte dort seinen Schulabschluss. Er lernte in der Landwirtschaft und aschließend den Beruf des Rundfunkmechanikers in Grevesmühlen. Danach besuchte er die berühmte Ingenieurschule in Mittweida und schloss dort als Ingenieur für elektrotechnische Nachrichtengeräte auf dem Gebiet der Hochfrequenz ab. Anschließend ging er an die Technische Hochschule Ilmenau, auf der gewissermaßen die Garde der Elektrotechniker der DDR ausgebildet wurde, und machte dort seinen Abschluss als Diplom-Ingenieur-Ökonom in der Fachrichtung Mathematik, Rechentechnik und ökonomische Kybernetik.

Daraufhin ging er nach Staßfurt und war von 1960 bis 1963 Entwicklungsingenieur im damals noch sogenannten VEB Sternradio Staßfurt und übernahm 1963 den Posten des Betriebsleiters Fernsehen und somit die Verantwortung für die Fernsehgeräteproduktion der DDR. 1979 wurde er Betriebsdirektor und stellvertretender Generaldirektor des VEB Fernsehgerätewerk Staßfurt, der Stammbetrieb des VEB Kombinat Rundfunk- und Fernsehtechnik war. Von 1988 bis 1990 ging Franz Korsch nach Magdeburg, um den dort ansässigen VEB Nachrichtenelektronik Magdeburg, bei dem es Leitungsschwierigkeiten gab und wo der Plan nicht erfüllt werden konnte, wieder auf Vordermann zu bringen, was ihm auch in kurzer Zeit gelang.

Nach der Wende war er an der Privatisierung des LEW Hennigsdorf beteiligt. Außerdem hat er sich von da an gesellschaftlich stark engagiert, immer im Blick, dass man die Fernsehproduktion in Staßfurt möglichst aufrechterhält und die Erinnerung daran bewahrt. Er war beispielsweise Mitbegründer der Arbeitgeberverbände und des RKW, des Rationalisierung- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V., in Sachsen-Anhalt. Außerdem war er Präsident des BDI und BDA in Sachsen-Anhalt und hat in diesen Funktionen versucht, die Entwicklung in dem Land, insbesondere in der Fernsehindustrie und dem Industrieofenbau, positiv zu beeinflussen und voranzutreiben. Schließlich ging er in den wohlverdienten Ruhestand, jedoch nicht, um sich zur Ruhe zu setzen. Besonders aktiv ist er im Verein Freunde der Staßfurter Rundfunk- und Fernsehtechnik e.V., der über eine umfangreiche Sammlung an Rundfunk- und Fernsehgeräten verfügt, die in Staßfurt besichtigt werden kann.

- Katrin Rohnstock und Uwe Trostel -

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Sicherlich besaßen viele der anwesenden Gäste ein Gerät aus Staßfurt.

Sicherlich besaßen viele der anwesenden Gäste ein Gerät aus Staßfurt.