Ein Generaldirektoren Erzählsalon

Salons

Erzählsalon vom 30.04.2015 mit Hubert Maschek und Heinz Dürr
Kombinatsdirektor des VEB Verkehrskombinat Schwerin ; Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn

Sehr geehrte Gäste,

wir freuen uns, dass zu diesem Jubiläum zwei Führungspersönlichkeiten – aus Ost und West – auf unserer Salon-Couch Platz genommen haben. Herzlich willkommen, sehr verehrte Herren, Heinz Dürr und Hubert Maschek! Mit Ihnen beiden schlagen wir im 25. Jahr der deutschen Einheit erneut den Weg ein, die kostbaren Erfahrungsschätze von bedeutenden Wirtschaftspersönlichkeiten aus Ost und West gegenüberzustellen und zusammenzubringen. So erweitern wir unseren Erkundungsradius. Denn ich bin überzeugt, dass die Entwicklung der DDR-Wirtschaft nur im Gegen- und Zusammenspiel beider deutscher Staaten zu begreifen ist. Zudem widmen wir uns mit Ihnen beiden zum ersten Mal dem Thema »Verkehrswirtschaft«. Bevor Sie gleich selbst aus Ihrer Berufsbiografie erzählen, möchte ich Sie kurz vorstellen:

Unser Gast Hubert Maschek ist Jahrgang 1939. Er erblickte im Sudetenland, im heutigen Tschechien, das Licht der Welt. Seine Familie traf 1945 das Schicksal der Zwangsaussiedlung. Ohne Vater musste die Familie auf einem tschechischen Landgut schindern, bis sie 1946 nach Deutschland abgeschoben wurde. In Mecklenburg fand sie ein neues zu Hause. Hubert Maschek – damals gerade sieben Jahre alt – ging trotz dieser Schicksalswirren bestimmt seinen Weg weiter. Von 1946 bis 1958 durchlief er die Allgemeine Schulbildung und die erweiterte Oberschule bis zum Abitur. Danach trat er bei der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA) seinen Wehrdienst an.
Dem Pflichtdienst folgte ein Studium. Hubert Maschek war von 1960 bis 1965 Student an der Hochschule für Verkehrswesen »Friedrich List« in Dresden. Als frischgebackener Diplomingenieur nahm er 1965 seine Tätigkeit im Verkehrswesen auf. Seine Laufbahn begann als Referent, führte zum Posten des Abteilungsleiter, Betriebsdirektor und schließlich zum 1. Stellvertreter des Kombinatsdirektors.
Im Jahr 1977 wechselte er in die Bezirksplankommission des Bezirks Schwerin. Hier war er stellvertretender Vorsitzender und zuständig für langfristige Planung und Infrastruktur. Ab 1982 übernahm er den Posten des Kombinatsdirektors im Volkseigenen Betrieb (VEB) Verkehrskombinat Schwerin. In dieser verantwortungsvollen Position trat er auch Reisen ins Nichtsozialistische Ausland (NSW) an. Was der dort machte, welche Verbindungen er im Rahmen seiner Arbeit pflegte, wird er sicher selbst gleich erzählen.
Bis zur Deutschen Einheit blieb er Kombinatsdirektor. Wie es dem Kombinat im Zuge der Veränderungen erging – auch das wird er uns erzählen. Jedenfalls lernte er das Wirtschaften unter den »neuen« Bedingungen kennen, denn er blieb noch sechzehn Jahren im Berufsleben. Von 1990 bis 2006 war der Vorstandsvorsitzender der Westmecklenburgischen Verkehrs AG.

Nun zu unserem Gast Heinz Dürr:
In der heutigen Landeshauptstadt Baden-Württembergs erblickte er im Jahr 1933 das Licht der Welt. Nach dem Besuch einer nationalpolitisch geprägten Erziehungsanstalt machte er sein Abitur am Stuttgarter Leibnitz-Gymnasium. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung zum Stahlbauschlosser bei DUEWAG in Krefeld, einem Unternehmen für Schienenfahrzeuge und ging alsdann an die Stuttgarter Universität, um Maschinenbauingenieurwesen zu studieren. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums übernahm er die Geschäfte des Familienbetriebs Otto Dürr und blieb bis 1980 Geschäftsführer. In dieser Position baute er die Otto Dürr Industrie Anlagen GmbH zur international tätigen Dürr-Gruppe um und erlangte Bekanntheit.
Im Januar 1980 berief der Aufsichtsrat von AEG den erfolgreichen Mittelständler zum Vorstandsvorsitzenden, denn das Elektro-Unternehmen verzeichnete einen beachtlichen Rekordverlust in Millionenhöhe. Heinz Dürr gelang es, die Insolvenz zu verhindern, indem er 1982 einen Vergleich anmeldete und so das Unternehmen durch das Tief steuerte. Zahlreiche Firmenverkäufe und Umstrukturierungen setzte er durch und bemühte sich um die Kräftigung der Traditionsmarke AEG. 1985 gelang es ihm das Unternehmen unter das kapitalstarke Dach der Daimler-Benz AG zu bringen. Bis 1990 blieb er Vorstandsvorsitzender der AEG Aktiengesellschaft.
Nun folgte das Kapitel bei der Deutschen Bundesbahn. Heinz Dürr übernahm 1991 deren Vorstandsvorsitz. Im September desselben Jahres wurde er zusätzlich Vorstandsvorsitzender der Deutschen Reichsbahn. Während seiner Amtszeit wurden 1994 die Bundes- und Reichsbahn in die Deutsche Bahn AG überführt. Viele Neuerungen gehen auf »sein Konto«: die Inbetriebnahme des ICE, Neubaustrecken zwischen Hannover und Würzburg sowie der Ausbau des Hochgeschwindig-keitsverkehrs auf der Schiene – um nur einige zu nennen. Auch die Einführung der BahnCard, die er Kundenbindung dient und die Tarifsysteme von Bundesbahn und Reichsbahn harmonisieren sollte, ist sein Verdienst. Obendrein wurde während seiner Amtszeit das Schönes-Wochenend-Ticket eingeführt.
Ab 1997 fungierte Heinz Dürr als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bahn AG und legte im Februar 1999 diese Tätigkeit nieder. Warum, wird er uns vielleicht erzählen.
Denn nun möchte ich unsere Gäste zu Wort kommen lassen. Wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungsberichte. Ich schlage vor, wir fangen an mit Hubert Maschek.

- Katrin Rohnstock -

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Hubert Maschek (links) und Heinz Dürr

Hubert Maschek (links) und Heinz Dürr

Katrin Rohnstock stellt die Gäste dem Publikum vor

Katrin Rohnstock stellt die Gäste dem Publikum vor

Hubert Maschek erzählt von seinen Erfahrungen

Hubert Maschek erzählt von seinen Erfahrungen

Auch Heinz Dürr hat vieles zu berichten

Auch Heinz Dürr hat vieles zu berichten