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Erzählsalon vom 25.09.2015 mit Ost-West-Wirtschaftsforum
Ein deutsch-deutscher Dialog im 25. Jahr der Einheit

»Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.« Wilhelm von Humboldt

Der Verein zur Förderung lebensgeschichtlichen Erinnerns und biografischen Erzählens e.V.  erkundet seit drei Jahren die DDR- Wirtschaftsgeschichte aus der Perspektive ihrer Kapitäne und initiierte anlässlich des 25. Jubiläums der Deutschen Einheit ein Wirtschaftsforum, bei dem Wirtschaftslenker beider ehemaligen, deutschen Staaten zu Wort kamen. Diese Charaktere wurden eingeladen, um anhand ihrer Erfahrungen in großen Wirtschaftseinheiten über zukünftige Ökonomie zu diskutieren.

Bereits vor 25 Jahren – im Januar 1990 – rief der damalige Vorsitzende des Ministerrats der DDR, Hans Modrow, und die Wirtschaftsministerin und Vizepremier, Christa Luft, ein ähnliches Treffen ins Leben. Zahlreiche Wirtschaftsgrößen aus Ost- und Westdeutschland waren eingeladen über eine gemeinsame Zukunft zu sprechen und die wirtschaftliche Teilung Deutschlands anzugleichen. An diesem Dialog sollte – aus neuen Perspektiven und Erkenntnissen heraus –angeknüpft werden. „Werktätige“ und „Arbeitnehmer“, „Kollektive“ und „Teams“, „Betriebsleiter“ und „Manager“, „Vorstandsvorsitzende“ und „Kombinatsdirektoren“ haben seit der Wende ihre Potenziale in einem Wirtschaftssystem gebündelt und entfaltet. Sie brachten ihre beruflichen Kompetenzen ein, passten sich den stetig wandelnden Bedingungen der Marktgesellschaft an und gestalteten gemeinsam das wiedervereinte Deutschland. 

Wirft man einen Blick in die Weltgeschichte, ist die Geschichte Deutschlands – die Teilung in zwei Staaten mit unterschiedlichen Systemen inmitten des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung – ein Novum, einzigartig und spannend. Es ist daher an uns, dies nicht zu vergessen und aus den Erfahrungen und dem lebendigen Wissen zu schöpfen, um uns nicht nur unserer Geschichte, unserer Identität bewusst zu werden, sondern auch um zu hinterfragen, ob es Alternativen und Impulse für die heutigen gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Verhältnisse gibt. Das Leitmotiv des Ost-West-Wirtschaftsforums war daher: Was können wir aus dem Heute heraus betrachtet von dem Gestern für das Morgen lernen? Denn das „Experiment DDR“, der Versuch sollte nicht einfach in den Geschichtsbüchern ohne kritische Reflexion verblassen.
Differenzierte Analysen und Reflexionen in Form von konstruktiven Diskussionen waren daher die Gebote der Stunde. Der Vergleich von Ost und West, von Plan- und Marktwirtschaft sollte daher kein Messen an der Wirtschaftsleistung Westdeutschlands darstellen und aus diesem Grund nicht ausschließlich konventionelle Messinstrumente fassen, wie etwa das Bruttoinlandsprodukt. Vielmehr wurde im Ost-West-Wirtschaftsforum der Versuch getätigt die Kategorien der Wirtschaftsleistung um Indikatoren zu erweitern, welche die Lebensqualität einer Gesellschaft miteinbeziehen.

Die Ziele der Veranstaltung waren: 1. Der Austausch der Erfahrungen zwischen beiden Wirtschaftseliten, 2. Die Herausarbeitung von Ähnlichkeiten beider Wirtschaftssystemen und 3. Antworten auf die Frage zu finden: Wie können die sozialen Ansprüche und ökologischen Herausforderungen mit wirtschaftlichem Erfolg verknüpft werden?
Die Vorgehensweise bestand darin, dass die Erfahrungen des Wirtschaftens in beiden Systemen von deren Verantwortlichen nebeneinander gelegt und Ähnlichkeiten sowie Impulse für das Heute herausgearbeitet werden. 

Für uns war das Wirtschaftsforum ein großer Erfolg, denn es ist zum ersten Mal seit 25 Jahren gelungen, Wirtschaftskapitäne beider Wirtschaftssysteme wieder in den Dialog zu bringen. Das lobt auch die Presse: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/25-jahre-deutsche-einheit-wunden-verheilt-doch-narben-schmerzen-noch/12398148.html.

 Was das Forum geschafft hat, ist in der wissenschaftlichen wie gesellschaftlichen Realität noch ein großes Defizit: Ökonomische Akteure aus Ost und West auf Augenhöhe zu Wort kommen zu lassen. Wer sich für deutsche Wirtschaftsgeschichte interessiert, stellt fest, dass der Forschungs¬stand zur ost- und westdeutschen Wirtschaftsentwicklung sehr unterschiedlich ist. Denn während die ökonomische Geschichte der BRD ausführlich dokumentiert ist, mangelt es an Darstellungen zur DDR-Wirtschaft. Die herrschende Geschichtsschreibung verkürzt sie tendenziös. Und aus der Sicht derer, welche die DDR-Wirtschaft maßgeblich gestalteten, ist sie noch kaum erzählt.

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Das Ost-West-Wirtschaftsforum

Das Ost-West-Wirtschaftsforum

Christa Bertag (links) und Peter Zühlsdorff (rechts) sprechen über

Christa Bertag (links) und Peter Zühlsdorff (rechts) sprechen über "Marktwirtschaft und Planwirtschaft am Beispiel der Kosmetikindustrie"

Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Chef der Thüringer Staatskanzlei und Minister für Kultur-, Bundes- und Europaangelegenheiten in Thüringen, spricht die Grußworte.

Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Chef der Thüringer Staatskanzlei und Minister für Kultur-, Bundes- und Europaangelegenheiten in Thüringen, spricht die Grußworte.

Das Programm vom Ost-West-Wirtschaftsforum

Das Programm vom Ost-West-Wirtschaftsforum

Prof. Dr. Mechthild Schrooten gibt eine historische Einführung in die Thematik.

Prof. Dr. Mechthild Schrooten gibt eine historische Einführung in die Thematik.

Prof. Dr. Dr. Karl Döring und Heinz Dürr auf dem ersten Podium

Prof. Dr. Dr. Karl Döring und Heinz Dürr auf dem ersten Podium

Prof. Dr. Heinrich von Pierer (rechts) und Eckhard Netzmann diskutieren über den

Prof. Dr. Heinrich von Pierer (rechts) und Eckhard Netzmann diskutieren über den "Aufbruch 1990 – Von der Plan- in die Marktwirtschaft"