Ein Generaldirektoren Erzählsalon

Salons

Erzählsalon vom 07.05.2015 mit Wolfram Adolphi und die Generaldirektoren
Diskussion zu dem Thema: Marxist sein - was bedeutet das?

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen in unserem Generaldirektoren-Salon zu einer außergewöhnlichen Debatte. In vielen Veranstaltungen hörten wir hier bereits von den ehemaligen DDR-Wirtschaftskapitänen, wie sie damals arbeiteten und große Betriebe erfolgreich leiteten. Wir haben diese Berichte gesammelt, aufbereitet und publiziert, da wir überzeugt sind, dass auch zukünftige Ökonomen von dem Wissen der sozialistischen Wirtschaftslenker profitieren können.

Die heutige Veranstaltung stellt insofern eine Besonderheit dar, als dass wir nicht die Geschichte einzelner Kombinate oder Industriezweige sowie deren Vertreter in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, sondern branchenübergreifend zwei Fragen klären. Wir wollen ermitteln, ob die Generaldirektoren marxistisch-leninistische Unternehmer waren und, wenn dem so ist, ob der Marxismus-Leninismus im Alltag Ballast oder Motivation ist. Der Journalist und Politikwissenschaftler Wolfram Adolphi regte diese Diskussion an. Für die Einladung an die bereits in der Runde der GD-Salons vertretenen Kombinatsdirektoren verfasste er folgendermaßen sein Anliegen:

„Liebe GDs,

für die Möglichkeit, mit Ihnen/Euch ein paar Gedanken über die Rolle des Marxistseins - und dabei auch des Marxismus/Leninismus (ML) - in Ihrem/Eurem Leben austauschen zu können, bedanke ich mich herzlich.

Ausgehend von meiner Grundauffassung, wonach das Erstaunliche der DDR nicht darin besteht, dass sie nur 40 Jahre bestand, sondern dass sie trotz all ihrer Geburts- und Lebensprobleme überhaupt 40 Jahre erreichen konnte und nicht schon lange vorher unterging, und immer wieder getrieben von der Neugier, wie das denn nun tatsächlich geschehen konnte mit dieser langen Lebensdauer interessieren mich folgende Fragen:

a) zum Persönlichen

1. Haben Sie/hast Du Dich als Marxist oder Marxist-Leninist verstanden? Wenn ja: War das eine bewusste oder eher unbewusste Angelegenheit? War das etwas ganz Wichtiges oder eher Nebensächliches? Hatte das vielleicht den Charakter einer Selbstverständlichkeit und war gar nicht der Rede wert?

2.Was hat dieses Selbstverständnis als Marxist oder Marxist-Leninist ausgemacht? Kann man das an konkreten Beispielen (Entscheidungen, Handlungsweisen) festmachen?

3. Lebt dieses Selbstverständnis bis heute fort?

4. Sehen Sie/siehst Du einen Unterschied zwischen Marxismus und Marxismus-Leninismus? Wenn ja, welchen?

5. War für Sie/für Dich möglicherweise aber auch all dieses Ideologische ganz unwichtig? Vielleicht sogar eine ganz überflüssige Belastung?

b) zum Betrieblichen/Wirtschaftlichen

6. Hat der ML bei der Leistungsmotivation im Betrieb eine Rolle gespielt? Wenn ja - wie sah das aus? Wenn nein - warum nicht?

7. Wenn der ML keine Rolle gespielt haben sollte - welche sonstige Ideologie hat geholfen, fehlende ökonomische Anreize zu ersetzen/auszugleichen?

8. Gab es Gelegenheit im Betrieb - wenn ja, welche -, sich über die Rolle des ML auszutauschen, sich dieser Rolle bewusst zu werden - oder war das alles nur überflüssiger Zinnober?

Ich freue mich auf - wie immer - gute Gespräche 

Wolfram Adolphi“

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Seine Neugier veranlasste diese Zusammenkunft.

Seine Neugier veranlasste diese Zusammenkunft.

Die anwesenden Experten tauschten sich angeregt aus.

Die anwesenden Experten tauschten sich angeregt aus.

Jeder bekommt die Möglichkeit, die persönliche Meinung darzulegen.

Jeder bekommt die Möglichkeit, die persönliche Meinung darzulegen.

Der Initiator schreibt fleißig mit.

Der Initiator schreibt fleißig mit.